Donnerstag, 27. Oktober 2016

HIV in Indien / HIV in India

Im September hatten wir die unglaublich bereichernde Möglichkeit einen Film über das HOPE Projekt zu erstellen. HOPE steht für “Health, Opportunity and Positive Environment for the below poverty line people living with HIV and affected families”. Die Zielgruppen sind von HIV betroffene Menschen und deren Angehörige in Coimbatore.

Unsere Arbeit bestand darin, Interviews mit PLHIV (people living with HIV) in acht verschiedenen Stadtteilen durchzuführen, diese zu filmen und dann einen Film über die gesamte Arbeit des Projektes zu erstellen. Insgesamt haben wir mit 30 sehr unterschiedlichen Menschen gesprochen und jeden Tag unglaublich viel gelernt. Es war eine sehr intensive Erfahrung, da wir die Menschen bei ihnen Zuhause besuchen durften und sie uns dort ihre Geschichten erzählten. Wir haben viel Wissen dazugewinnen können und auch das Thema HIV/ AIDS beschäftigte uns immer mehr und wir recherchierten diesbezüglich viel.

Zurzeit sind ungefähr 0.3% der indischen Bevölkerung mit HIV infiziert, was vielleicht auf den ersten Blick nicht sonderlich hoch erscheinen mag, doch aufgrund der großen Bevölkerung sind das immerhin 2.1 Millionen Menschen die mit dieser Krankheit leben müssen. Es gibt außerdem noch immer viele Risiken für eine schnelle Ausbreitung. Insbesondere unsicherer Sex und geringer Gebrauch von Kondomen sind Hauptfaktoren, da 87% der HIV Übertragungen durch sexuellen Kontakt entstehen.
HIV Infizierte haben mit verschiedenen Problematiken zu kämpfen. In Indien gibt es allerdings relativ viele Initiativen um diese auszugleichen. Die Regierung finanziert kostenlose HIV Tests und es besteht sogar die Pflicht bei vielen Krankheitsbildern oder auch bei schwangeren Frauen einen Test durchzuführen. Dies dient dem Zweck die Unwissenheit über den eigenen Status zu reduzieren und so einer Verbreitung des Virus vorzubeugen. Auch ARV (Antriretroviral drugs), welche die Ausbreitung des Virus im Körper verhindern, stellt die Regierung kostenlos zur Verfügung, allerdings nehmen nur etwa 30 bis 40% der Infizierten diese regelmäßig. Grund dafür ist das fehlende Wissen über die eigene Krankheit oder auch über die existierenden Initiativen der Regierung.

Ein weiteres großes Problem ist die weitverbreitete Diskriminierung gegenüber HIV-Infizierten. Die Angst vor Diskriminierung sorgt dafür, dass die Krankheit größtenteils geheim gehalten wird. Wir haben mit Menschen gesprochen, die zum Teil nicht ein Mal ihren Familienangehörigen offenbart haben, dass sie HIV haben. Eine Frau erzählte uns, dass sie nach der Diagnose von ihrer Familie ausgegrenzt wurde und beispielsweise immer extra Geschirr benutzen musste und nicht einmal mit den kleinen Kindern in der Familie kuscheln durfte. Ein Interview mussten wir sogar abbrechen, da das Ehepaar so große Angst hatte, die Nachbarn könnten etwas vom Gespräch hören und sie aus dem gemieteten Haus „vertreiben“. 
Diese Diskriminierung ist allerdings nicht nur eine psychologische Belastung für die Betroffenen, sondern kann auch dafür sorgen, dass Menschen sich aus Angst vor dem Resultat nicht testen lassen oder die Testresultate leugnen und deswegen nur unzureichende Behandlung bekommen. Diskriminierung ist des Weiteren auch auf vielen offiziellen Ebenen zu finden, so haben beispielsweise manche Krankenschwestern lückenhaftes Wissen über die Übertragungsmöglichkeiten des Virus und verweigern deswegen die Behandlung beziehungsweise versorgen die Betroffenen medizinisch unzureichend und geben nicht die nötigen Informationen an diese weiter.

HOPE setzt sich in vielen Bereichen für von HIV Betroffene ein. Das Projekt stellt zum einen direkte Unterstützung bereit, um die Befriedigung der Grundbedürfnisse zu sichern, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung in Notfallsituationen und Essenslieferungen. Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist aber auch die wirtschaftliche Förderung der Menschen, die durch sogenannte „Kitchengardens“ und „Milch animals“ (hauptsächlich Ziegen) die Möglichkeit bekommen finanziell unabhängiger zu werden und eine alternative Einkommensquelle haben. Die Mitarbeiter klären die Betroffenen auch über existierende Unterstützungsmaßnahmen der Regierung auf und helfen ihnen diese in Anspruch zu nehmen. Diese Maßnahmen verbessern das Leben der Betroffenen nachhaltig.

Ein wesentlicher Bestandteil von HOPE’s Arbeit findet außerdem auf der sozialen und psychologischen Ebene statt. Das Gründung von „Self Help Groups“ sorgt dafür, dass sich die Betroffenen austauschen und unterstützen können. Den Mitgliedern und ihren Angehörigen wird aber auch in diversen Trainings wichtiges Wissen über die Krankheit und den Umgang damit näher gebracht.
Wie bereits angesprochen, ist Diskriminierung ein großes Problem, dem sich HOPE auch mit verschiedenen Sensibilisierungsprogrammen widmet. Die Mitarbeiter versuchen das Bewusstsein von Krankenhausmitarbeitern, Lehrern und Regierungsmitarbeitern gegenüber der Krankheit zu verschärfen und so größere Toleranz zu schaffen.

Wir würden euch unseren Film gern zeigen, doch das ist leider nicht möglich aus Datenschutzgründen und da HIV nach wie vor hier in Indien und vielen Teil der Welt ein Tabuthema ist. Wir sind unglaublich dankbar dafür, dass uns die Menschen so einen tiefen Einblick in ihr Leben und ihren Umgang mit der Krankheit gewährt haben und respektieren das natürliche Recht auf deren Privatsphäre.

Dieser Eintrag dient als Erinnerung für jeden von uns: Wie behandle ich Menschen mit Erkrankungen oder Beeinträchtigungen? Wie würde ich selbst gerne behandelt werden? Was kann man tun, um Missstände aufzudecken und vielleicht zu ändern?
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In September we had the incredibly enriching opportunity to make a film about the HOPE project. HOPE stands for “Health, Opportunity and Positive Environment for the below poverty line people living with HIV and affected families”. It is aimed at people infected by HIV and their family members in Coimbatore.
Our task was to conduct interviews with PLHIV (people living with HIV) in eight different areas, to film these and then make a film about the entire work of the project. In total we spoke to 30 individuals and learned a lot every day. It was a very intense experience since we were allowed to visit the people at home, where they told us their stories. We were able to learn many new things and we became more and more interested in the topic of HIV/ AIDS and did a lot of research on it.

The HIV prevalence rate in India a is at 0.3%, which might seem low at first but due to the large population that amounts to 2.1 million people living with HIV. There are also still many risks for a rapid spread of the virus. Most notably are unsafe sex and low condom use, as 87 percent of HIV transmission happens through sexual interaction.
HIV-infected people have to cope with many problems. However, there are quite a few initiatives in India to fight these. The government finances free HIV tests and it is even compulsory for many sick people or pregnant women to get tested. The purpose is to make more people aware of their status and thus prevent new infections. ARV (antriretoviral drugs), which prevent the spread of the virus, are supplied by the government at no cost but only about 30 to 40% of HIV-infected people take these regularly. Reason for that is the lack of knowledge about the disease and the existing government schemes.

Another big problem is the widespread discrimination against HIV-infected people. The fear of discrimination leads to most people keeping their disease a secret. We talked to people who didn’t even tell their family members about their infection. One woman told us that she experienced exclusion in her family after her diagnosis. She for instance always had to use separate dishes and wasn’t allowed to cuddle with the children in the family. One interview we even had to stop because the couple was so afraid the neighbors would listen to the conversation and expel them from their rented house.
This discrimination is not only a psychological burden for the people concerned but can also lead to people refusing to get themselves tested out of fear of the results or denying the test results, which results in insufficient treatment. In addition, discrimination can also be found on many official levels. Some health care workers for example have incomplete knowledge about the virus and refuse to treat HIV-infected persons or only treat them insufficiently and do not pass necessary information on to them.

HOPE supports those living with HIV in many different ways. The project provides people with direct support in order to ensure that their basic needs are met. This for example comes in the form of financial support in emergency situations or nutrition support. Another important aspect is the economic support of the people by providing them with kitchen gardens and milch animals (mostly goats), which enables them to have an alternative source of income and become more independent financially. Furthermore, HOPE’s staff members explain existing government schemes and help people in getting access to them.

A crucial part of HOPE’s work also takes place on a social and psychological level. The formation of Self Help Groups makes it possible for HIV-infected people to share their experiences and feeling and offer support to each other. Additionally, the members and their relatives receive important information about their disease and how to deal with it properly.
As mentioned earlier on, discrimination is a huge problem, which HOPE addresses with three different types of sensitization programs. The staff members try to raise awareness among health care personnel, teachers and government workers and foster a more tolerant attitude towards those suffering from the disease.

We would really like to show our film to you but unfortunately this is not possible due to data protection and because HIV remains a taboo issue here in India but also in many other parts of the world. We are incredibly thankful that so many people allowed us such a deep insight into their lives and how they deal with their disease and respect their natural right of privacy.

This blog entry serves as a reminder for each and every one of us: How do I treat people with diseases or those requiring special care? How would I like to be treated myself? What can be done to expose existing issues and reduce discrimination? What can I do personally?


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